Jakobus – einmütig im Gebet mit der Urgemeinde

Wegmarke 09

Der Herr segne Deinen Eingang und Ausgang

Kirchgemeinde: Netzwerk von Individualisten

Gedanken zum Thema

Der ist der glücklichste Mensch, der das Ende seines Lebens mit dem Anfang in Verbindung setzen kann. (Johann Wolfgang von Goethe)

Unser persönliches Leben ereignet sich zwischen Eingang (Geburt) und Ausgang (Tod). Wir werden in eine Gemeinschaft – eine natürliche – hineingeboren und erlangen die Staatsbürgerschaft. Wir sind eingebunden in eine vielseitige Gemeinschaft mit allen Rechten und Pflichten. So wie wir diese natürliche Gemeinschaft in der Familie und die organisierte in der Gesellschaft benötigen, brauchen wir auch als Glaubende eine Gemeinschaft.

In der Taufe werden wir in die von Jesus gegründete Glaubensgemeinschaft aufgenommen. In ihr wird das Gotteslob gefeiert und der Glaube weitergegeben.

Auch wenn diese Glaubensgemeinschaft von Spaltungen und Spannungen gefährdet war und ist, lebt sie in den Glaubenden weiter, wie Jesus selbst es verheissen hat (vgl. Matthäus 16, 18).

Was bedeutet eine Gemeinschaft von Glaubenden?

Was bedeutet sie mir?

Bibeltext

Apostelgeschichte 1, 12–14

12Da kehrten sie (die Apostel) vom Ölberg nach Jerusalem zurück; dieser liegt nahe bei Jerusalem, nur einen Sabbatweg weit weg. 13Und als sie in die Stadt kamen, gingen sie in das Obergemach, wo sie sich aufzuhalten pflegten: Petrus, Johannes, Jakobus und Andreas; Philippus und Thomas; Bartholomäus und Matthäus; Jakobus, der Sohn des Alfäus, Simon der Eiferer und Judas, der Sohn des Jakobus. 14Dort hielten sie alle einmütig fest am Gebet, zusammen mit den Frauen, mit Maria, der Mutter Jesu, und mit seinen Geschwistern.

Interpretation

Die Jünger kehren vom Ölberg, dem Ort der Himmelfahrt Jesu, nach Jerusalem zurück. Ein Sabbatweg ist etwa 2000 Ellen, das sind etwa 880 Meter. Mit dem Obergemach ist wohl der Abendmahlsaal gemeint.

Die Elferliste ruft die Namen der Apostel in Erinnerung, die Jesus erwählt hat. Jakobus wird dabei ohne Erwähnung einer Geschwisterbeziehung nach Johannes genannt. Die Elf werden als einmütige Gemeinschaft vorgestellt, die sich im Gebet auf die Geistsendung vorbereitet.

Zur Pfingsten erwartenden Gemeinschaft gehören auch Frauen, die mit Jesus nach Jerusalem gezogen waren. Maria, die Mutter Jesu, taucht hier nach den Erwähnungen in Lukas 1–2 (Ankündigung der Geburt Jesu) unvermittelt wieder auf, da in der Passionsgeschichte nicht von ihr die Rede war. Auch die Brüder Jesu, die zusammen mit der Mutter aufgetreten waren, gehören zur ersten Gemeinde als solche, die das Wort Gottes hören und tun, zur neuen Familie Jesu.

Die Gemeinde existiert in der Einmütigkeit der Versammlung, die sich im Gebet einstellt:

  • in der konkreten Besinnung auf die Pläne Gottes,
  • der dankenden Erinnerung an seine Taten,
  • dem bittenden Ringen um seinen Willen.

Meditativer Text

Hoffnung lebt in mir

Hoffnung lebt in mir:
Dass sich Hass in Versöhnung
Ohnmacht in Zuversicht
Gier in Teilen
Verkrampftheit in Zärtlichkeit
verwandeln möge
Aus dem Entdecken
der göttlichen Quelle in mir
erwachse mein Vertrauen
in Deine Verheissung

Verwandle mich, Gott
rühre mich an mit Deiner Segenskraft
Sprich mir alltäglich Gutes zu
damit Du in mir weiterträumen kannst
wie verhärtete Beziehungen
ausweglose Momente
in Hoffnungsschritte münden.

Pilgertagebuch

Wer oder was gibt mir Hoffnung?

In welchen Situationen rede ich mit Gott?

Wanderrückblick und -ausblick

Kloster in der Desertina

Auf dem langen Weg vom Flimser Grosswald bis Sedrun reihen sich mehrere wilde Bachtobel aneinander. An den Steilhängen oberhalb der Waldgrenze sind in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder Lawinen niedergegangen und haben neben Schäden an Hab und Gut auch zahlreiche Menschenleben gefordert. Die Bachsperren, die Lawinenverbauungen und Aufforstungen zeugen von den langjährigen Bemühungen, die Bevölkerung vor Naturgefahren zu schützen und deren Existenz zu sichern. Nach Abschluss einer grösseren Bauetappe war es jeweils Aufgabe des Dorfpfarrers und vornehmlicherweise auch des Abtes von Disentis, das Werk einzusegnen und der Obhut des Allmächtigen zu empfehlen.

Als der fränkische Pilger und Mönch Sigisbert im Vorderrheintal oberhalb der Russeinerschlucht etwa um das Jahr 700 seine Klause errichtete, war die Gegend weitgehend bewaldet, kaum besiedelt und entsprechend «trostlos», eben eine Desertina. Die Gründung des Benediktinerklosters durch Abt Ursicin geht auf das Jahr 720 zurück.

Als Reichsabtei unter dem Schutz der Kaiser und Könige hatte das Kloster vor allem für die Sicherung der Lukmanierroute zu sorgen. Zwangsweise war es dadurch in Zwistigkeiten verwickelt und wurde während Jahrhunderten samt seinen Lehensgütern unter den Kirchen- und Landesfürsten hin- und hergeschoben. Als die Fürstabtei im 12. und anfangs des 13. Jahrhunderts infolge der Zinslasten nahezu verarmte, lud der Abt Familien aus dem Oberwallis ein, das Tujetsch zu urbanisieren. Dies war der Auslöser der Walser Wanderung über Furka- und Oberalppass in die Surselva.

Zur Sicherung ihrer Herrschaft errichteten das Kloster wie auch die Freiherren von Rhäzüns im Grenzbereich Brigels/Waltensburg – Obersaxen eine Reihe von Burgen.

1395 war Fürstabt Johannes von Ilanz Mitbegründer des Grauen Bundes, einer Reaktion auf zahlreiche Fehden und Kleinkriege zwischen den Adelsgeschlechtern, dem Kloster und dem Bischof von Chur. 8 In der Reformationszeit geriet das Kloster an den Rand seiner Existenz. Die zahlreichen barocken Kapellen sind Ausdruck der Bemühungen des Klosters während der Gegenreformation.

Heute gilt das von den Benediktinern bewohnte Kloster als kirchlich-geistiges und kulturelles Zentrum. Es führt ein eigenes Museum und ein Gymnasium.

Ausblick: Chrüzlipass

Der Chrüzlipass stellte vor der Erschliessung der Schöllenenschlucht die einfachste Verbindung zwischen den Klöstern Einsiedeln und Disentis dar. Bevor die Pilger über den Lukmanierpass Richtung Rom aufbrachen, fanden sie bei den Disentiser Mönchen Unterkunft und wurden seelsorgerisch und gesundheitlich betreut, dann mit dem Segen Gottes auf den Weg geschickt. Bei Bedarf wurde ihnen auch von der Weiterreise abgeraten. Für die Jakobspilger gab es eine Jakobsbruderschaft.

Lied

O ma joie et mon espérance

Evangelisch-reformiertes Gesangbuch 704

Die Idee «Jakobus entdeckt!»

Weiterführende Informationen zum Jakobsweg Graubünden

Der Jakobsweg Graubünden führt quer durch das vielfältige Passland Graubünden.

Die Gesamtdistanz beträgt 265 km und führt in 20 Etappen von Müstair nach Amsteg.

Alle Texte zu «Jakobus entdeckt!» und weitere Angaben sind als gedruckte Flyer – in einer handlichen Sammelbox – über den Buchhandel erhältlich. weiterlesen...